ver.di stadtmacht - Ausgabe April 2023
Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst
Kein Angebot bleibt kein Angebot
Wir waren mehr als irritiert, als wir nach der dritten und letzten Verhandlungsrunde vom „hervorragenden Angebot“ der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber (VKA) in der Presse gehört haben. Zum einen, da der Bundestarifkommission (BTK) bis Mittwoch gar kein Angebot vorgelegen hat, über das mit den Arbeitgeber:innen überhaupt verhandelt hätte werden können. Deshalb haben die 100 Beschäftigtenvertreter:innen der BTK die Verhandlung auch für gescheitert erklärt. Zum anderen, da das nun in der Presse verbreitete „Angebot“ leider nur auf den ersten Blick positiv erscheinen mag.
Aus diesem Grund haben wir in der folgenden Tabelle eine Übersicht erstellt, was das angebliche „Angebot“ wirklich für die Beschäftigten im öffentlich Dienst bedeuten würde.
Respektloses Verhalten
Während der dritten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber:innen sich wirklich respektlos verhalten. Unsere Kolleg:innen in der BTK sind allesamt ver.di Mitglieder, die dieser Aufgabe ehrenamtlich nachkommen. Sie nehmen sich vier Tage Zeit, um mit der VKA über einen möglichen Abschluss zu verhandeln, reisen nach Potsdam, nur um dann festzustellen, dass es keinerlei Verhandlungswillen seitens der Ar-beitgeber:innen gibt. Kein Vorschlag wurde unterbreitet, nichts war vorbereitet.
Obendrein ist es zu Verzögerungen gekommen, da die Verhandlungsführerin für den Bund, Innenministerin Nancy Faeser, den zukünftigen Monarchen von Großbritannien einen Tag lang begleitet hat.
Ein Angebot vorzubereiten und vorzulegen, dafür fehlte entweder der Wille, die Zeit - oder beides.
Das angebliche „Angebot“ der Arbeitgeber:innen
Unsere Forderung |
"Angebot" |
Was bedeutet das? |
10,5 % mehr Lohn bei einer Laufzeit von 12 Monaten |
8% mehr Lohn bei einer Laufzeit von 24 Monaten |
Die 8% sind auf 2 Jahre gerechnet, also 4% für 2023 und 4% für 2024. Das ist weniger als die Hälfte unserer Forderung und ein gravierender Reallohnverlust. |
500€ Mindestbetrag |
300€ Mindestbetrag |
Wir fordern 10,5%, mindestens jedoch 500€ mehr Lohn. |
Einmalzahlung von 3.000€ als Inflationsausgleich |
Wir freuen uns über einem steuerfreie Einmalzahlung. Aber wir brauchen für einen echten Ausgleich der Inflation eine dauerhafte tabellen- und damit rentenwirksame Entgelterhöhung. |
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Azubis: 200€ und unbefristete Übernahme |
Keine Aussage |
Der Fachkräftemangel erfordert attraktive Ausbildungsverhältnisse und die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden! |
Verlängerung der Altersteilzeit | Keine Aussage |
Trotz Fachkräftemangel brauchen Beschäftigte eine Perspektive, ihren Renteneintritt selbstbestimmt zu gestalten. |
Wir erklären uns solidarisch mit unseren Kolleg:innen!
"Es ist die Aufgabe unserer Arbeitgeberin für die körperliche und seelische Unversehrtheit der Kolleg:innen im Arbeitsumfeld zu sorgen. Alle Beschäftigten haben ein Recht auf psychologische Sicherheit durch ihre Arbeitgeberin und ihre Führungskräfte. Es sollte selbstverständlich sein zu wissen, dass Arbeitgeberin und Führungskraft hinter einem selbst und seiner Arbeit stehen. Ein schlechtes Arbeitsumfeld führt unweigerlich zu Krankheit und Unzufriedenheit."Rebecca Nägele, Kulturamt